Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Ja: 9, Nein: 3, Enthaltungen: 2

Beschlussvorschlag:

 

Die Verwaltung wird aufgefordert, die Darstellung der städtischen Internetseite vorrangig zu aktualisieren und auszubauen. Die Programmierung einer mobilen App wird zeitlich zurückgestellt.

 


Sachverhalt:

 

Die SPD-Fraktion stellt den Antrag gemäß § 56 NKomVG, für Lohne eine mobile App programmieren zu lassen (siehe Anlage).

Mobile Applikationen, so genannte Apps, erleichtern Nutzern von Smartphones von unterwegs den Zugriff auf Daten sowie die Kommunikation mit anderen Nutzern. Zu den Anwendungsbereichen gehören beispielweise das Bearbeiten von Nachrichten (E-Mail, SMS oder WhatsApp), das Abrufen aktueller Informationen (Eilmeldungen, Wetter, Sportergebnisse) oder das Buchen von Dienstleistungen (Hotelreservierungen, Taxi-Bestellungen etc.).

Auch zahlreiche Kommunen bieten Apps an. Diese haben je nach Kommune unterschiedliche Funktionen. So gibt es in einigen Städten unter anderem die Möglichkeit, via App die ÖPNV-Pläne abzurufen, mobil auf Behördenwegweiser zuzugreifen oder sich über aktuelle Angebote des Handels zu informieren. Auch Branchen- und Vereinsverzeichnisse, Öffnungszeiten und Routenplaner zu öffentlichen Einrichtungen können Bestandteile von Apps sein.

Vielmals bilden Apps im kleinen Format allerdings auch nur die Inhalte der Webseiten der jeweiligen Kommunen ab. So sind Apps neben den Print-Publikationen (Broschüren, Plakate), der Webseite (für den Computer-Bildschirm) und ggfs. sozialen Netzwerken (Facebook, Twitter etc.) eine weitere Plattform der Kommunikation einer Kommune. Was eine App leisten kann und soll, muss im Einzelfall entschieden werden.

Grundsätzlich sind drei unterschiedliche Varianten einer App für die Stadt Lohne denkbar.


1.       Basis-App mit der automatischen Übernahme von Meldungen aus sozialen Netzwerken und der Internetseite

Eine App, die ausschließlich dazu dienen soll, Meldungen der Stadt Lohne schnell auf die Smartphones der Bürger zu schicken, kann mit relativ einfachen und günstigen Mitteln programmiert werden. Via kostengünstige (als Grundversion sogar kostenlose) Software lassen sich z.B. die Meldungen der Facebook-Seite der Stadt über die App als so genannte Push-Nachrichten auf die Geräte derjenigen schicken, die sich die App aus dem App-Store (bzw. GooglePlay-Store) heruntergeladen und installiert haben.

Weiterführende Inhalte der Webseite der Stadt Lohne sind via Links in die App eingebunden. Da die Internetseite der Stadt Lohne bereits durch so genanntes Responsive Webdesign für mobile Endgeräte optimiert wurde, können Inhalte bequem via App aufgerufen werden.

Vorteile

Nachteile

Einfache Programmierung

Relativ eng festgelegtes Design der App

Automatische Übernahme von Inhalten aus anderen Kanälen wie Facebook oder Webseite.

Begrenzte Möglichkeiten der Einbindung von Sonderfunktionen (Wetter, Mängelmelder, Behördenwegweiser)

Relativ einfache Einbindung von Inhalten der eigenen Webseite via Links

Starke Abhängigkeit von Dritten durch das Nutzen von fremd programmierten Automatismen

Geringer zusätzlicher Pflegeaufwand durch einen hohen Faktor von Automatismen

App ausschließlich für die Marktführer iPhone und Android, keine Unterstützung von BlackBerry oder Windows-Phone

Sehr geringer Preis für die Installation durch eine Fachfirma  ~ 1000 Euro, vernachlässigbare Folgekosten ~ 200 Euro p.a. (Schätzung nach Gesprächen mit Fachfirmen) ohne intern Personalkosten

Push-Nachrichten lassen sich nur schlecht steuern. Wirklich wichtige Meldungen (z.B. Katastrophen-Warnungen) werden gleichberechtigt mit „normalen“ Meldungen verbreitet.

 

Smartphone-Nutzer müssen mit dem Internet verbunden sein, um alle Funktionen der App nutzen zu können.

 


2.       Verwaltungs-App als „virtuelles Rathaus“

Denkbar wäre es, die Interaktion mit der Stadt Lohne von unterwegs mittels einer App anzubieten: Bestellen von Personalausweisen, Melden von Mängeln, Abrufen von Bebauungsplänen, Einblick in Sitzungen politischer Gremien, Abrufen der aktuellen Wassertemperatur im Waldbad etc. Diese Funktionen ließen sich in eine eigens programmierte Verwaltungs-App einbinden.

 

Vorteile

Nachteile

Wirklicher Mehrwert für Nutzer der App, die konkrete Anliegen an die Verwaltung haben

Hoher Programmieraufwand, da eine komplett neue Infrastruktur auf mobiler Basis geschaffen werden muss

Behördengänge können unterwegs vorbereitet oder schon ganz erledigt werden

Sehr hoher Wartungs- und Verwaltungsaufwand, da die App auf verschiedene Bereiche der Stadtverwaltung zugreift

Einbindung der App in Verwaltungsabläufe möglich, z.B. durch Beschwerde-Management

Schaffung einer Integration von komplexen Verwaltungsanwendungen (z.B. Ratsinfo-System) nötig

Mobiler Zugriff auf Verwaltungsdaten (Ratsinfo, Formulare) möglich

Sofern keine Schnittstelle zwischen Webseite und App geschaffen werden kann, bedeutet dies doppelten Pflegeaufwand für Online-Kommunikation (Webseite + App)

Gezielte Eilmeldungen an Bürger per Push-Nachrichten möglich (z.B. Unwetter-Warnungen)

Sehr hoher Preis für die Einrichtung ~ 20.000 Euro und hohe Folgekosten ~ 2500 Euro jährlich, ohne interne Personalkosten. (Schätzung anhand von Referenzprojekten in anderen Kommunen)

App kann individuell gestaltet und sukzessive erweitern werden.

 

 


3.       Citymarketing-App mit Einbindung von Angeboten aus der freien Wirtschaft

Eine App kann als Mittel für das Citymarketing eingesetzt werden. Beispiele aus den Nachbarorten Dinklage und Holdorf zeigen, dass über die mobile Anwendung Händler, Dienstleister und Vereine ihre Öffnungszeiten, Kontaktdaten oder Angebote kommunizieren können. Die Firma Motion Pixels aus Dinklage, aber auch andere lokale Firmen bieten eine solche App auf dem Markt an. Diese Firmen bieten darüber hinaus (gegen Aufpreis) an, die Inhalte der App zu pflegen.

Die jeweilige Kommune ist Kooperationspartner, dient als Finanzier und Zulieferer von Veranstaltungen oder aktuellen Meldungen. Außerdem können Inhalte der kommunalen Webseite eingepflegt werden. Ein unverzichtbarer Kooperationspartner wäre im Falle einer Citymarketing-App für Lohne der HGV.

Vorteile

Nachteile

Kommerzielle Mitwirkende können unter anderem Speisekarten, Rabattaktionen, Veranstaltungen, Kontaktdaten und Öffnungszeiten integrieren

Umfang und Aktualität der App sind abhängig von der Bereitschaft der mitwirkenden kommerziellen Anbieter, Aktionen o.ä. für die App zur Verfügung zu stellen.

Die Stadt kann ihre Meldungen und Veranstaltungshinweise verbreiten. Wichtige Nachrichten können als Push-Nachrichten versendet werden.

Weiterer, ständig zu pflegender Verbreitungskanal für städtische Meldungen

Der jeweilige Anbieter der App kümmert sich um Aufbau und Inhalte

Starke Abhängigkeit vom Anbieter der App, da er die Software und die Daten verwaltet.

Die Finanzierung der App kann aus mehreren Töpfen (Stadt, HGV, sonstige Kooperationspartner) erfolgen

App ist kein öffentlich-rechtliches Portal, sondern ein kommerzielles, vor allem durch Werbung finanziertes Angebot

Inhalte der Stadt-Webseite können in Teilen übernommen werden.

Umfang der Übernahme von städtischen Inhalten muss mit Anbieter geklärt werden und ist ggfs. mit Folgekosten verbunden.

Einrichtungspreis ~ 12.000 Euro, laufende Kosten ~ 600 Euro p.a. (Angebot Fa. MotionPixels)

 


Neugestaltung der Webseite der Stadt Lohne unter besonderer Berücksichtigung der mobilen Erreichbarkeit

Neben den drei verschiedenen App-Varianten muss die Neugestaltung der Internetseite der Stadt Lohne betrachtet werden. Die Seite ist mittlerweile mehr als fünf Jahre alt. In dieser Zeit haben sich Nutzungsverhalten und Anspruch der Bürgerinnen und Bürger an ein kommunales Online-Portal verändert, wie statistische Nutzerdaten beweisen. Mehr als 40 Prozent der Nutzer greifen bereits jetzt mit mobilen Endgeräten auf die Seiten der Stadt Lohne zu. Außerdem werden mehr und mehr Behördengänge via Internet vorbereitet. Dieses macht eine Neugestaltung der Webseite im Jahr 2016 notwendig.

Bereits 2014 wurden die Internetseiten der Stadt für mobile Endgeräte durch Responsive Webdesign angepasst. Da diese Anpassung nachträglich, also aufbauend auf den bestehenden, nicht für mobile Geräte optimierten Seiten vorgenommen wurde, kommt es an verschiedenen Stellen zu Darstellungs- und Bedienungsproblemen. Auch zahlreiche Dienstleistungen (Abfrage von Formularen, Bebauungsplänen oder politischen Sitzungsvorlagen) sind für mobile Nutzer schlecht, häufig auch gar nicht aufrufbar.

Einer Neuprogrammierung der Internetseiten der Stadt Lohne (www.lohne.de) sollte daher unbedingt Vorrang vor der Einführung einer App haben.

Vorteile

Nachteile

Eine Plattform für alle Dienstleistungen, Meldungen und Dokumente.

Die Stadt Lohne hat keine App und taucht nicht im App-Store oder GooglePlay-Store auf

Die Adresse www.lohne.de ist bei den Bürgerinnen und Bürgern bekannt und via Browser leicht abrufbar. Eine App müsste neu beworben werden.

Die Neugestaltung der Webseite ist umfangreich und langfristig. Die Neugestaltung der Webseiten 2009 / 2010 dauerten etwa 6 Monate

Inhalte können von der Verwaltung, in weiten Teilen von den Fachabteilungen, gepflegt werden

 

Anpassungen (neue Menüpunkte, neue Bilder, neue Text etc.) sind individuell und zeitnah möglich

 

Eine nachträglich eingeführte App (z.B. wie in Variante 1), könnte problemlos auf die Inhalte der Internetseite zugreifen, da die bereits für mobile Endgeräte gestaltet wurde.

 

Eine Webseite ist abrufbar unabhängig vom Smartphone-Fabrikat des Nutzers. Die Seite sieht auf dem iPhone annähernd gleich aus und hat denselben Nutzungsumfang wie auf dem Android-Smartphone, dem Tablett oder dem PC.

 

Einrichtungspreis ~ 25.000 Euro, laufende Kosten ~ 2000 Euro p.a. (Schätzung aufgrund der Erfahrungen mit der Neugestaltung der Webseite 2010)

 

Zu Beginn wurde ein fünfminütiger Film der im SPD-Antrag benannten Werbeagentur „Motion Pixels“ über die Anwendungsmöglichkeiten einer von dort programmierten App vorgeführt. Herr Tombrägel stellte anschließend die verschiedenen Möglichkeiten der Gestaltung einer „Lohne-App“ vor. Die Verwaltung betrachtet vorrangig den Internet-Auftritt (Webseite) als Anker der Kommunikation zwischen Bürger und der Stadt Lohne.

In der folgenden Diskussion wurde thematisiert, inwieweit jüngere Zielgruppen auf mobilen Endgeräten Apps oder Webseiten bevorzugen, in welchem Umfang der HGV sich in diesem Bereich einbringen könnte und welche Verantwortlichkeit der Stadt als möglicher Auftraggeberin im Fall auftretender Schwierigkeiten zuzurechnen sei.

 

Am Ende der Aussprache wurde über folgenden Beschlussvorschlag abgestimmt: