Sitzung: 13.09.2016 Ausschuss für Finanzen, Liegenschaften und Wirtschaftsförderung
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 14, Nein: 0, Enthaltungen: 0
Vorlage: 20/162/2016
Beschlussvorschlag:
Die grundsätzliche
Förderwürdigkeit für die Erweiterung des Industriemuseums wird festgestellt.
Der Sachstand bezüglich der Planungen für einen Anbau des Industriemuseums
Lohne wird zur Kenntnis genommen. Die Verwaltung wird beauftragt, in
Zusammenarbeit mit der Stiftung für das Industriemuseum Lohne die Vorplanungen
zu begleiten.
Eine abschließende
Beratung durch die politischen Gremien soll in 2017 erfolgen, nach Vorlage
einer möglichst konkreten Kostenschätzung durch den Verein Industrie Museum
Lohne e.V.
Sachverhalt:
Im Jahr 2000 wurde
das Industriemuseum Lohne am jetzigen Standort Küstermeyerstraße
20 eröffnet. Auf
über 1.000 m² Ausstellungsfläche wird den Besuchern die Industriegeschichte
Lohnes mit Schwerpunkten bei den Themen Federn, Korken, Pinsel, Zigarren und Kunststoff
nahegebracht. Gleichzeitig wird auch die allgemeine historische Entwicklung
Lohnes in einer Dauerausstellung (z.B. auf den Feldern Moorarchäologie oder
Schulen) dargestellt. Sonderausstellungen, wie momentan zum Thema Eisenbahn
oder 2017/2018 zum Ersten Weltkrieg, bilden ein weiteres wichtiges Element der
Öffentlichkeitsarbeit.
Bauherrin des
Museumsgebäudes war die 1997 gegründete Stiftung für das Industriemuseum,
Betreiber des Museums ist der Verein Industriemuseum Lohne e.V. Die Stadt Lohne
förderte die Errichtung des Museums (Bereitstellung des Grundstücks,
Einbringung von Stiftungskapital, Zuschuss zum Bauvorhaben) seinerzeit
insgesamt mit ca. 1,3 Millionen Euro. Jährlich unterstützt die Stadt den Verein
Industriemuseum Lohne e.V. darüber hinaus in seiner laufenden Arbeit mit
200.000 Euro.
Stiftung und
Verein streben für die nahe Zukunft einen Umbau und eine weitere Vergrößerung
der Ausstellungsfläche an. Dadurch sollen die wechselnden Sonderausstellungen
in einem eigenen Raum statt in der Haupthalle präsentiert werden, was gerade
bei den Aufbau- und Abbauphasen zu einer deutlichen Verbesserung des Ablaufs
führen würde. Weiterhin soll u. a. ermöglicht werden, die Raumsituation für
Vorträge deutlich zu verbessern, die entweder bei bis zu ca. 60 erwarteten
Zuhörern im jetzigen Vortragsraum des Museums stattfinden oder bei größeren
Veranstaltungen des Museums für bis zu 200 Zuhörer im Ausstellungsbereich der
Haupthalle.
Der Anbau soll
nach Norden hin auf dem stadteigenen Grundstück erfolgen, so dass es zu einer
kompletten Überbauung des dortigen Grundstücksbereichs kommen würde. Konkret
sind folgende Baumaßnahmen angedacht:
· Anbau eines
eigenständigen Vortragssaals / „Bürgersaals“ für maximal 169 bestuhlte
Sitzplätze (ca. 158 m²) mit einem Eingangsfoyer von ca. 108 m² sowie einem
kleinen Cateringbereich. Die Vertreter des Museums haben in Vorgesprächen
angeboten, dass dieser Saal auch für Veranstaltungen der Stadt Lohne zur
Verfügung gestellt werden kann, wie z.B. für die Lohner Kulturtage.
· Anbau einer
Werkstatt von ca. 95 m²
· Anbau eines
eigenen Sonderausstellungsbereichs von ca. 204 m² im 1. OG
· Schaffung eines
museumspädagogischen Raums (ca. 92 m²) und eines feuerfesten Raums (ca. 20 m²)
im 2. OG
· Unterbringung des
Stadtmedienarchivs des Heimatvereins Lohne auf ca. 273 m² im 2. OG. Das
Stadtmedienarchiv ist seit 1999 in den ehemaligen Räumen der
Polizeidienststelle Lohne im Untergeschoss des Rathauses mietfrei
untergebracht. Die allgemeine Raumsituation der Stadtverwaltung im Rathaus ist
in den letzten Jahren zunehmend beengter geworden, zuletzt durch mehrere
Neueinstellungen im Rahmen der Flüchtlingsbetreuung, so dass der hier
zusätzliche Raumbedarf eine Auslagerung des Stadtmedienarchivs erfordert. Eine
dauerhafte Unterbringung beim Industriemuseum könnte sowohl für die Arbeit des
Museums als auch des Stadtmedienarchivs positive Synergieeffekte produzieren,
zumal diese Institutionen auch bisher schon eng zusammenarbeiten. Sofern die
Unterbringung des Stadtmedienarchivs nicht im Industriemuseum erfolgt, ist auf
Dauer eine Ansiedlung an einer anderen Stelle im Stadtgebiet notwendig, ggf.
auf Mietbasis. Möglichkeiten sind innenstadtnah vorhanden.
Die Durchführung
soll wie beim Bau des Hauptgebäudes in der Hand der Stiftung liegen. Für die
Finanzierung ist davon auszugehen, dass der Großteil der Mittel als investiver
Zuschuss aus dem städtischen Haushalt fließen müsste. Somit hängt die Umsetzung
der Planungen maßgeblich von der Bereitschaft der Stadt Lohne zu einem
finanziellen Engagement ab.
Die Stiftung für
das Industriemuseum ist nach eigenen Angaben zu einer Finanzierung mit einem
Eigenanteil von ca. 500.000 Euro in der Lage. Dies würde allerdings die Höhe
der Zinsen senken, die aus diesen bisher vorhandenen liquiden Mitteln
erwirtschaftet werden und dem Verein IndustrieMuseum e.V. für dessen jährliche
Arbeit zur Verfügung gestellt werden.
Die Einholung
öffentlicher Zuschüsse zur Erweiterung des Museums wird angestrebt, ist aber
ebenso wie die Bezuschussung durch private Spender aus Industrie und allgemeiner
Bevölkerung in diesem Bauabschnitt nur in untergeordnetem Umfang zu erwarten.
Bei der Errichtung des Museums hatte die Spendenbereitschaft aus der
gewerblichen Wirtschaft bzw. von Privatpersonen noch wesentlich zur
Verwirklichung des Baus beigetragen.
Nach einer kurzen Einleitung durch Stadtkämmerer Theder, in der dieser
kurz- und mittelfristig absehbare städtische Großprojekte (Multifunktionshalle,
Kindertagesstätte Voßberg, Erweiterung Kettelerschule, Feuerwehr-Gerätehaus
Brockdorf) benannte, erläuterte der Vorsitzende des Vereins Industrie Museum
Lohne, Herr Benno Dräger, die geplante nächste Entwicklungsstufe.
Dabei wurden die Lagepläne und Ansichten des Architekten Herrn Themann
(Büro Schmölling & Partner) präsentiert. Durch einen Anbau soll der
bisherige Charakter des Gebäudes unverändert bestehen bleiben.
Herr Dräger beschrieb den Sinn der geplanten Umbau- und
Erweitungsmaßnahme. Unter anderem sei die Situation im Schulungsraum
unbefriedigend und ein eigener Sonderausstellungsraum im 1. OG wünschenswert.
Man könne mit dem alten Zustand leben, aber die aufgezeigte weitere Entwicklung
würde einen Quantensprung darstellen. Für stark frequentierte Vorträge sei ein
hinreichend großer Vortragsraum geplant, der auch der Stadt für Veranstaltungen
zur Verfügung gestellt werden könne.
Gegenüber den bisherigen Plänen ergänzte Herr Dräger, dass bei
entsprechender Umplanung sowohl für die Luzie-Uptmoor-Stiftung ca. 180 m² als
auch für das Stadtmedienarchiv ca. 277 m² bereitgestellt werden könnten. Der
kürzlich verlängerte Mietvertrag der Luzie-Uptmoor-Stiftung reicht jetzt bis in
das Jahr 2022.
Aus den Reihen des Ausschusses wurde das Projekt inhaltlich begrüßt.
Hinterfragt wurden in der Diskussion aber die momentan mit 2,0 Millionen Euro
geschätzten Baukosten (die um Einrichtungskosten noch zu ergänzen wären), die
finanzielle Belastbarkeit der Stadt Lohne vor allem angesichts der o.g.
Projekte, der konkrete Umsetzungszeitraum, das Finanzierungsmodell und
steigende Folgekosten. Bürgermeister Gerdesmeyer ergänzte, dass aus
LEADER-Mitteln maximal 100.000 Euro Zuschuss möglich sind.
Um dem Verein Planungssicherheit zu ermöglichen, soll 2017 eine
politische Beratung erfolgen, ob der Bau in 2018 / 2019 erfolgen könne. Der
Verein solle eine konkretere Kostenschätzung vorlegen.