Sitzung: 24.10.2017 Ausschuss für Finanzen, Liegenschaften und Wirtschaftsförderung
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 14, Nein: 0, Enthaltungen: 0, Befangen: 0
Vorlage: 20/025/2017
Beschlussvorschlag:
Der Antrag wird
zur Beratung in die Fraktionen verwiesen.
Sachverhalt:
Die EWE AG hat im Jahr 2013 allen 288
kreisangehörigen Städten und Gemeinden ihres Versorgungsgebiets, die zum
01.01.2013 in einem Netzbetriebsverhältnis mit der EWE Netz GmbH standen (Strom
oder Gas), eine Beteiligung an der EWE Netz GmbH angeboten. Dies wurde über die
neu gegründete „zwischengeschaltete“ Kommunale Netzbeteiligung Nordwest GmbH
& Co. KG (KNN) ermöglicht. Dazu wurde das Stammkapital der EWE Netz GmbH im
Jahr 2013 von 39 Mio. € um 2 Mio. € auf 41 Mio. € erhöht. Damit erhielt die KNN
die Möglichkeit, sich mit den neu geschaffenen Gesellschaftsanteilen in Höhe
von 2/41 = 4,9 % an der EWE Netz GmbH zu beteiligten.
Wegen der Komplexität des Themas war den
Kommunen eine Verlängerung/Aufstockung
dieser Option im Jahr 2014 angeboten worden. Einige Kommunen sind
daraufhin im Jahr 2014 Mitgesellschafter der KNN geworden.
Im Übrigen wird auf die Vorlage zur ersten
Beteiligungsphase (Vorlage 20/072/2013, Sitzung des Ausschusses für Finanzen,
Liegenschaften und Wirtschaftsförderung vom 22.08.2013) und der weiteren
Beteiligungsphase (Vorlage 20/099/2014, Sitzung des Ausschusses für Finanzen,
Liegenschaften und Wirtschaftsförderung vom 01.07.2014) verwiesen.
Die Stadt Lohne hat sich Ende 2013 aufgrund
des Ratsbeschlusses vom 18.09.2013 mit einer Zahlung von ca. 2.000.000 €
(44.365 € Kommanditeinlage und 1.955.600 € Agio) an der KNN GmbH beteiligt.
Eine Erhöhung des Anteils wurde 2014 nicht vorgenommen. Jährlich ist seit dem
Geschäftsjahr 2014 eine Dividende von ca. 93.800 € gezahlt worden.
Die Höhe der Beteiligungsmöglichkeit der
einzelnen Kommune wurde als arithmetisches Mittel aus der Einwohnerzahl und der
Fläche einer jeden Kommune ermittelt. Für die Stadt Lohne ergibt sich ab 2018
ein maximal möglicher Anteil von 0,049 % = ca. 4,7 Mio. €.
Eine erstmalige Kündigung ist frühestens zum
31.12.2028 möglich. Die abgeschlossenen Konzessionsverträge mit der EWE haben
eine Laufzeit bis zum 31.12.2032.
Bereits 2013 hatte die EWE angekündigt, dass
im Jahr 2018 die Kommunen ein weiteres Angebot zur Beteiligung erhalten werden,
so dass dann bei einer Vollausschöpfung bis zu 25,1 % der EWE Netz GmbH
indirekt in gemeindlichem Eigentum stehen könnten.
Derzeit sind 82 Kommunen mit einem
Gesamtkapital von 58,1 Millionen Euro an der KNN beteiligt. Die KNN hält
aktuell dadurch 3,1 % der Anteile der EWE Netz GmbH.
Jeder Kommune steht es frei, das Angebot
weiterhin generell auszuschlagen, eine Beteiligung im Jahr 2018 mit einer
Mindestbeteiligung von ca. 10.000 € bzw. einem ganzzahligen Vielfachen bis hin
zum Maximalbetrag zu wählen.
Neben inhaltlichen Faktoren (Einflussnahme
bei Entscheidungen der EWE Netz GmbH) wird auch die Frage der Angemessenheit
der Rendite abzuwägen sein. Die KNN bietet für die neue Einlage für eine
garantierte Laufzeit von 10 Jahren bis 2028 eine Garantiedividende von 3,57 %
an. Gegenüber dem Angebot des Jahres 2013 mit 4,75 % stellt dies einen Rückgang
um 1,18 %-Punkte dar, was allerdings auch dem Rückgang des allgemeinen
langfristigen Zinsniveaus entspricht.
In kommunalrechtlicher Hinsicht wurde 2013
die Frage der Zulässigkeit einer solchen wirtschaftlichen Beteiligung bejaht.
Durch die Beteiligung zusammen mit anderen Kommunen an einer Netzgesellschaft
kann Einfluss auf die Struktur und den Zustand der örtlichen Energienetze durch
die Mitsprache bei der Netzertüchtigung im Rahmen der Bestimmungen der
Gesellschaftsverträge genommen werden. Dies stellt eine gemeinwohlorientierte
und einwohnernützige Betätigung dar und ist damit Teil der örtlichen
Daseinvorsorge. Als Nebeneffekt Erträge für den Haushalt zu erwirtschaften, ist
nach § 149 Abs. 1 NKomVG zulässig.
Im Fall einer weiteren Beteiligung, über die
im Jahr 2018 gesondert beraten wird, ist die Einzahlung des
Beteiligungsbetrages bis Ende 2018 zu leisten. Um bereits im Haushaltsplan 2018
entsprechende Mittel reservieren zu können, ist eine frühzeitige Befassung mit
dem Thema sinnvoll.
In der mittelfristigen Finanzplanung des
Haushalts 2017 wurde vorsorglich ein Betrag von 2.000.000 Euro für die mögliche
Beteiligung eingestellt.
Beratungsverlauf:
Herr Niemann,
Kommunalbetreuer der EWE, erläuterte die Motivation der EWE, im Jahr 2013 den
Kommunen eine Beteiligung an der EWE Netz GmbH anzubieten. Man habe inzwischen
auch durch weitere Maßnahmen (Kommunalbetreuer, Netzbeiräte, Jahresgespräche
mit den Kommunen) einen verbesserten Dialog ermöglicht.
Eine Beteiligung
in zwei Phasen sei von Anfang an geplant gewesen. Derzeit haben die Kommunen
eine Beteiligung von 3,1 % der ursprünglich möglichen 4,9 % an der EWE
ausgeschöpft.
Herr Niemann
erläuterte den Zeitplan der EWE, demzufolge in den kommunalen Räten eine
Entscheidung über die Beteiligung bis zum dritten Quartal 2018 fallen müsste.
Die mögliche Zuteilung je Kommune ergebe sich hälftig nach der Einwohnerzahl
und der Flächengröße der Kommunen, gegebenenfalls mit einem 50%-Abschlag, wenn
nur ein Strom- oder nur ein Gasnetz in der Gemeinde vorhanden sei.
Ein aktuelles
Gutachten der Firma pwc habe einen aktuellen Wert von 1,9 Milliarden € für die
EWE Netz GmbH ermittelt.
Aufgrund der
Änderungen auf dem allgemeinen Kapitalmarkt und der regulatorischen
Beschränkungen durch die Bundesnetzagentur werde eine Garantiedividende von
3,57 % für die neuen Anteile festgeschrieben. Die Risiken der Beteiligung seien
überschaubar und beschränken sich auf die unwahrscheinliche Insolvenz der EWE
AG sowie auf Wertänderungen des Unternehmens, die aber auch eine Chance
darstellen könnte. Die unternehmerischen Risiken des Netzbetriebes lägen
vollständig auf der Seite der EWE.
Die
Kommunalaufsichtsbehörden haben 2013 intensiv die Beteiligungen geprüft und
keine Beanstandungen erhoben.
Für die Stadt
Lohne ergebe sich eine mögliche Beteiligung von bis zu 4,78 Millionen €. Im
Jahr 2018 könne die Stadt Lohne somit noch 2,78 Millionen € einzahlen, die zu
einer Garantiedividende von 90.700 € pro Jahr bis 2028 führen würden. Je nach
Gestaltung der Einlage würde diese Ausschüttung mit oder ohne steuerlichen
Abzug erfolgen.
Bürgermeister
Gerdesmeyer bedankte sich für die gute Zusammenarbeit mit der EWE. Persönlich
sei er dabei kein Freund einer Fremdfinanzierung, wie sie in einigen anderen
Kommunen erfolgt sei.
Der Sprecher der
Ratsgruppe LOHNE / Die Linke fragte, was nach 2028 als künftige Dividende
ausgeschüttet würde. Herr Niemann beantwortete, dass entweder eine Kündigung
der Geschäftsanteile durch die Kommune erfolgen könne oder dann eine neue
Dividende beschlossen würde. Das Modell sei seitens der EWE aber als dauerhafte
Beteiligung ausgestaltet. Der Sprecher der Ratsgruppe betonte, dass er als
privater Investor eine solche Investition nicht eingehen würde, die zu diesen
Konditionen nach zehn Jahren zu unsicher sei.
Ein Sprecher der
SPD-Fraktion fragte, ob die EWE aus Angst vor einer Rekommunalisierung des
Netzes dieses Modell eingeführt habe. Herr Niemann antwortete, dass das
Aufrechterhalten der Nutzungsverträge im Verbund für diese Idee eine wichtige
Motivation gewesen sei. Er betonte, dass die EWE auch heute zu fast 100 Prozent
ein kommunales Unternehmen darstelle.
Ein weiterer
Sprecher der SPD-Fraktion fragte, ob es für die Rückgewähr der gezahlten
Einlage eine Garantie gebe, was von Herrn Niemann verneint wurde. Der
SPD-Sprecher betonte, dass der § 30 KomHKVO die Sicherheit vor die Ertragsorientiertheit
setze.
Der Sprecher der
CDU-Fraktion unterstrich, dass das Modell grundsätzlich interessant sei. Er
fragte aber auch, welche Aufgaben die Stadt Lohne noch zu schultern habe.
Auf Wunsch aus
den Reihen des Ausschusses werden dem Protokoll der Geschäftsbericht 2016 der
Netz GmbH und die Präsentation beigefügt.