Sitzung: 21.11.2019 Ausschuss für Jugend, Familien, Senioren und Soziales
Beschluss: mehrheitlich abgelehnt
Abstimmung: Ja: 4, Nein: 8, Enthaltungen: 1, Befangen: 0
Vorlage: 5/002/2019
Beschlussvorschlag:
Die Verwaltung wird beauftragt, konkrete Handlungsfelder zu benennen und vorhandene Informationen und statistische Materialien hierzu zusammenzutragen. Nach Bestimmung zukünftiger Handlungsfelder sollen ggf. externe Dienstleister für nähere Untersuchungen herangezogen werden.
Sachverhalt:
Mit Datum vom 07.08.2019 beantragt die SPD-Fraktion mit Verweis auf die gefassten Beschlüsse aus den Jahren 2010 und 2012, einen Sozialbericht zu erstellen und hierzu konkrete Handlungsfelder zu benennen. Der Antrag ist der Beschlussvorlage als Anlage beigefügt.
Der Rat der Stadt Lohne hat den Antrag in seiner Sitzung am 23.10.2019 in den Ausschuss für Jugend, Familien, Senioren und Soziales verwiesen.
Das Land Niedersachsen erstellt jährlich einen sogenannten
„Handlungsorientierten Sozialbericht“. Lt. Auskunft des Nds. Ministeriums für
Soziales, Gesundheit und Gleichstellung soll die „Handlungsorientierte
Sozialberichterstattung Niedersachsen“ den Akteuren der Armutsbekämpfung in
Land, Kommunen und Verbänden das für ihre Arbeit erforderliche empirische Material
handlungsorientiert und unkompliziert zur Verfügung stellen. Diese ist als Grundlage für die notwendige politische Diskussion über Armut und
Armutsrisiken entwickelt worden. Mit dem handlungsorientierten Sozialbericht
des Landes Niedersachsen stehen bereits entsprechende Vergleichsmaterialien zur
Verfügung. Er ist ebenfalls als Anlage beigefügt.
Folgende
Handlungsfelder werden hier berücksichtigt:
- Demografie
- Lebensformen: Haushalte und Familien
- Bildung und Qualifikation
- Wirtschaft und Erwerbstätigkeit
- Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung
- Einkommen, Verdienste und Vermögen
- Relative Armut und relativer Reichtum
- Bekämpfte Armut: Soziale Mindestsicherung
- Besondere Lebenslagen
- Kinder und Jugendliche
- Zivilgesellschaft und bürgerschaftliches Engagement
- Regionale Strukturen auf Einheits- und Samtgemeindeebene
Entsprechende
kommunale Sozialberichte liegen lediglich vereinzelt und bisher auch nur von
größeren Kommunen vor:
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Im Anschluss an
die in den Jahren 2010 und 2012 stattgefundenen politischen Beratungen der
Stadt Lohne hat der Landkreis Vechta zum Projekt „KECK: Kommunale Entwicklung –
Chancen für Kinder“ der Bertelsmann Stiftung mit den kreisangehörigen Städten
und Gemeinden im Jahr 2013 entsprechende Workshops durchgeführt. Der Landkreis
Vechta wurde als einer von drei Landkreisen für dieses Modellprojekt
ausgewählt.
Der KECK-Atlas im Rahmen des
Demografieprozesses wurde dem Jugendhilfeausschuss und den
Hauptverwaltungsbeamten im Juni 2014 vorgestellt. Das Instrument des
KECK-Atlasses sollte die Möglichkeit bieten, auf Grundlage von Indikatoren und
Kennzahlen mit den Städten und Gemeinden ins Gespräch zu kommen und eine
steuerungsrelevante Vergleichsarbeit zu leisten. In Bezug auf Daten zur
Demografie wurde eine KECK-Indikatorenliste erarbeitet, die kleinräumige
Auskünfte u. a. über die schulische Versorgung, den Bereich der Jugendhilfe,
zur Kindergesundheit, frühkindlichen Bildung und Betreuung gibt.
Die
Erstellung eines Sozialberichts basiert auf eine umfangreiche Datenerhebung,
die im Ergebnis Aufschluss über die verschiedenen Lebenslagen der Bevölkerung
geben soll. Eine umfangreiche Erhebung und Auswertung der erforderlichen Daten
wird voraussichtlich nicht ohne einen externen Dienstleister zu erbringen sein.
Zudem ist zu abzuwägen, ob der wünschenswerte Vergleich z.B. verschiedener
Sozialräume (Stadtteile, Ortschaften etc.) für eine Kommune in der
Größenordnung von Lohne sinnvoll erscheint und ob dieser überhaupt möglich ist,
oder ein Sozialbericht nicht eher für einen Bereich auf mindestens
Landkreisebene erstellt werden müsste.
Lt.
Ausführungen der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement
(KGSt) muss es zur Erstellung eines kommunalen Sozialmonitorings bzw.
Sozialberichts einen Raumbezug geben. Man geht von statistischen Bezirken aus,
auf deren Grundlage unter Beachtung der konkreten örtlichen Verhältnisse
Sozialräume identifiziert werden. Um Aussagen mit statistischer Aussagekraft
und Genauigkeit zu tätigen, ist eine gewisse Mindestgröße (10.000-15.000
Einwohner je Bezirk) notwendig.
Beratungsverlauf:
Herr Knospe stellte den Antrag der SPD-Fraktion vor und fügte hinzu, dass
er der Vorlage entnehme, dass der Antrag nach Möglichkeit nicht weiter verfolgt
werden soll. Hierbei geht es um die generelle Veranschaulichung der Sozialverhältnisse
in Lohne. Mit Hilfe eines Sozialplanes können der Einsatz von Finanzmitteln und
mögliche präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Problemen besser gesteuert
werden. Der handlungsorientierte Sozialbericht, auf den in der Vorlage
hingewiesen wurde, könne lediglich zum Vergleich herangezogen werden. Dieser habe
keine spezielle Aussagekraft für Lohne. Es sollen Untersuchungen z.B. zu sozialen
Brennpunkten durchgeführt werden. Entsprechende Handlungsfelder sollten hierzu
benannt werden.
Herr Pohlmann erkundigte sich, warum dem Beschluss aus dem Jahr 2012
nicht weiter nachgegangen wurde. Herr Wolke antwortete, dass der Landkreis sich
mit der Thematik ab dem Jahr 2013 beschäftigt hatte. Es gäbe eine sog. Indikatorenliste,
die durch den Landkreis erstellt wurde.
Herr Bürgermeister Gerdesmeyer erklärte hierzu, dass manchmal gewisse
Prozesse im politischen Alltag nicht beendet werden. Dem damaligen Beschluss
seien lange kontroverse Diskussionen voraus gegangen. Der Beschluss aus dem
Jahr 2012 sei sehr vage formuliert worden. Um das Thema wieder aufzugreifen, müsse
diesmal ein eindeutiger Beschluss gefasst werden.
Herr Knospe gab an, dass das Thema bis heute nicht wieder aufgegriffen
worden sei. Der KECK-Antrag sei nicht ausreichend. Ein Sozialbericht für Lohne solle
z.B. auch die Themen Altersarmut und Migration aufgreifen. Der Bericht solle
nicht runtergebrochen werden auf einzelne Stadtteile.
Herr Sandmann erläuterte, dass das Thema bereits in anderen Bereichen
erarbeitet wird. Hier nannte er den Kitabedarfsplan, die Schulen, Kindergärten,
Schulsozialarbeiter und die Kindergärten. In Lohne sein eine gute Vernetzung
vorhanden, so dass Missstände zügig aufgedeckt werden und die entsprechenden
Stellen sich dann auch kümmern.
Herr Kache entgegnete, dass in den Bereichen Grundsicherung im Alter,
Wohnungssuche, Miethöhe und Mindestlohn Nachholbedarf bestünde.
Herr Bürgermeister Gerdesmeyer gab an, dass ein Teil der Informationen
aus der Verwaltung erbracht werden kann. Der andere Teil der Informationen
müsse aus anderen Quellen eingeholt werden. Ein Durchschnittseinkommen für
Lohne ist nicht ermittelbar. Er stellte die Frage, ob hier eine Umfrage
erfolgen soll, oder ob auf das statistische Einkommen zurückgegriffen werden
soll.
Frau Renner gab an, dass sie sich viel mit dem Bereich Wohnen beschäftigt
habe. Sie habe die Erfahrung gemacht, dass die zu erhebenden Daten meistens
zwei bis drei Jahre alt sind. Die Aufarbeitung der Daten dauere nochmals ein
bis zwei Jahre, so dass man am Ende auf Datenmaterial zurückgreife, die bereits
5 Jahre alt sind. Sie bezweifelte, dass durch den Sozialbericht tatsächlich
Einfluss genommen werden kann und hält das Einschalten eines externen Dienstleisters
für nicht sinnvoll.
Frau Cornelia Kröger teilte ihre Erfahrung mit Sozialberichten. Aus dem
Sozialbericht für Kinder gehe lediglich hervor, dass Handlungsbedarf besteht,
in welcher Form ist nicht ersichtlich. Den betroffenen Familien wird bereits
geholfen. Sie verwies hier auf die Schulsozialarbeiter, dem Präventionsrat und
den Kindergärten. Einen Sozialbericht hält sie nicht für hilfreich. Die finanziellen
Mittel sollten aus ihrer Sicht direkt in die praktischen Hilfen fließen.
Herr Meyer stimmte seiner Vorrednerin zu. Im Bereich der präventiven
Maßnahmen ist Lohne gut aufgestellt. Er nannte hier ebenfalls den
Präventionsrat, den Jugendtreff, den Seniorentreff sowie die
Schulsozialarbeiter. Auch er ist der Meinung, dass die finanziellen Mittel
nicht in einen Sozialbericht investiert werden sollen, sondern in präventive
Maßnahmen.
Herr Bokern fügte dem hinzu, dass 2012 nach einer langen Debatte dem
Sozialbericht nicht zugestimmt wurde. Er sprach sich gegen einen externen
Dienstleister aus. Im Übrigen ist aus dem handlungsorientierten Sozialbericht vom
Land Niedersachsen zu erkennen, dass der Landkreis Vechta bereits gut
aufgestellt ist.
Nach eingehender Beratung wurde zunächst darüber abgestimmt, ob ein
Sozialbericht ggf. unter Beauftragung eines externen Dienstleisters erstellt
werden soll:
mehrheitlich abgelehnt
Ja-Stimmen 4, Nein-Stimmen 9