Sitzung: 18.02.2020 Ausschuss für Finanzen, Liegenschaften und Wirtschaftsförderung
Beschluss: einstimmig beschlossen
Abstimmung: Ja: 14
Vorlage: 20/047/2019
Beschlussvorschlag:
Die
Stadt Lohne beteiligt sich für das Jahr 2018 an dem nachgewiesenen Defizit der
durch das Caritas-Sozialwerk Lohne durchgeführten Schuldnerberatung mit einem
Zuschuss in Höhe von 5.000,00 €.
Die
Verwaltung wird aufgefordert, auf eine auskömmliche Kostenerstattung der
Schuldnerberatung durch den Landkreis Vechta hinzuwirken.
Sachverhalt:
Das
Caritas Sozialwerk (CSW) Lohne, von-Stauffenberg-Straße, hat mit Schreiben vom
30.04.2019 beantragt, dass die Stadt Lohne ein auflaufendes Defizit aus der
Schuldnerberatung zunächst für das Jahr 2018 übernehmen möge. Vorbereitende
Gespräche waren dem schriftlichen Antrag vorausgegangen.
Die
Durchführung einer Schuldnerberatung ist - gesetzlich geregelt in § 16 a SGB II
und § 11 Abs. 5 SGB XII – keine Aufgabe von Gemeinden, sondern eine Aufgabe der
Landkreise. Im Landkreis Vechta wird diese Aufgabe seit vielen Jahren durch Schuldnerberatungsstellen
freier Träger durchgeführt. Seit 1993 ist dies das Diakonische Werk in Vechta
sowie von 1997-2014 die Arbeiterwohlfahrt Vechta.
Daneben
gab es durch das CSW Lohne über viele Jahre eine ehrenamtliche, nicht vom
Landkreis geförderte Schuldnerberatung. In den Jahren 2013 und 2014 hat die
Stadt Lohne dem CSW bereits einen Zuschuss von jeweils 5.000 Euro gewährt
(Sitzung des Ausschusses für Jugend, Familien, Senioren und Soziales vom
13.02.2013). Nachdem sich die Arbeiterwohlfahrt im Jahr 2014 kurzfristig aus
der Beratung zurückgezogen hat, hat der Landkreis Vechta mit dem CSW vereinbart,
dass auch dieses eine hauptamtliche Schuldnerberatung für den Landkreis Vechta durchführen
könne.
Allerdings
hat sich der Landkreis Vechta entschieden, die nachgewiesenen Kosten für die
Erfüllung seiner Pflichtaufgabe nur teilweise zu ersetzen und den Trägern einen
Eigenanteil aufzubürden. Dies gilt sowohl für das Diakonische Werk als auch für
das CSW.
Für
die Jahre 2015-2017 stellte das CSW keinen Zuschussantrag an die Stadt Lohne.
2017 kündigte das CSW wegen des hohen Zuschussbedarfs von ca. 15.000 € p.a. die
Vereinbarung mit dem Landkreis Vechta, die daraufhin neu verhandelt wurde. Seit
dem Jahr 2018 ersetzt der Landkreis Vechta dem CSW 85 % der ungedeckten
Personal- und Sachausgaben, maximal 30.000 € jährlich. Dadurch ist dem CSW 2018
nach seinen Angaben ein Defizit von 5.445,51 € entstanden.
Beim
Diakonischen Werk beträgt der Kostenersatz 67 % der Personal- und Sachausgaben,
maximal 65.000 € pro Jahr.
Eine
weitere Kofinanzierung von Schuldnerberatungsstellen erfolgt über das Land
Niedersachsen sowie über die Sparkassenstiftung Niedersachsen. Jedoch wird in
beiden Fällen je Landkreis nur jeweils ein Verband oder Träger gefördert (außer
in Altfällen) – in beiden Fällen ist das im Landkreis Vechta das Diakonische
Werk mit zusammen ca. 14.000 € pro Jahr. Das CSW als nachträglich
eingestiegener Träger hat somit keine Chance, mögliche Defizite aus Zuschüssen
weiterer öffentlicher Stellen zu decken.
Nach
dem vorgelegten Jahresbericht des Jahres 2018 führte das CSW im Kalenderjahr
2018 288 Schuldnerberatungen durch, und zwar am Sitz in Lohne, in der JVA Vechta
für Frauen und in Damme. 63 der Beratenen (25 %) stammten dabei aus Lohne.
Das
Diakonische Werk listet in seinem Jahresbericht für das Kreisgebiet Vechta 521
Beratungen auf, davon 71 aus Lohne.
Der
Einladung war eine Aufstellung beigefügt, aus der Einzelheiten hervorgehen.
Obwohl
grundsätzlich dem Landkreis Vechta die Sicherstellung der Schuldnerberatung als
Pflichtaufgabe obliegt und nur ein verhältnismäßig geringer Teil der
Betroffenen aus Lohne stammt, sollte zur Aufrechterhaltung der
Schuldnerberatung in Lohne befristet eine Förderung und teilweise
Defizitabdeckung durch die Stadt Lohne erfolgen.
Für
Lohne kann von einer Überschuldungsquote von ca. 9 % der erwachsenen
Bevölkerung ausgegangen werden. Hauptursache für Überschuldungen sind im
Allgemeinen Krankheit, Arbeitslosigkeit, niedrige Einkommen, Scheidung/Trennung
oder überzogenes Konsumverhalten.
Ohne
eine auskömmliche Förderung ist davon auszugehen, dass das CSW diese Aufgabe
nicht auf Dauer fortführen wird. Dann würden gerade sozial Schwache und
allgemein Hilfebedürftige eine Beratungsmöglichkeit einbüßen, bei der die
Hemmschwelle ohnehin hoch ist. Es ist unwahrscheinlich, dass alle Betroffenen
(aus dem Kreisgebiet) eine Beratung beim Diakonischen Werk in Vechta aufsuchen
würden.
So
bald wie möglich sollte nach Ansicht der Stadtverwaltung jedoch darauf hingewirkt
werden, dass der Landkreis Vechta die entstandenen und nachgewiesenen Kosten zu
100 % nach Spitzabrechnung oder aber in einer auskömmlichen Festbetragsregelung
übernimmt.
Beratungsverlauf
Stadtkämmerer Theder
erläuterte zunächst die Gesamtsituation und stellte heraus, dass die
Verantwortung für diese Aufgabe beim Landkreis Vechta liege. Auf Nachfrage, ob
sich die Stadt Damme auch an dem Fehlbetrag beteilige, wurde verwaltungsseitig
mitgeteilt, dass die Südkreis-Gemeinden die Caritas für eine allgemeine
Beratung bezuschussen. Verschiedene Ausschussmitglieder waren der Meinung, dass
die Schuldnerberatung eine ganz wichtige Aufgabe vor Ort sei - die Thematik
müsse aber beim Landkreis angesprochen werden. Es wurde daher angeregt, dass
der Bürgermeister die Finanzierung des Defizits gemeinsam mit den anderen
Kommunen beim Landkreis Vechta als Verantwortlicher dieser Aufgabe anspricht,
um eine Lösung zu finden. Es solle darauf hingewirkt werden, dass die bisherige
Mittelkürzung zurückgenommen werde.