Beschluss: mehrheitlich beschlossen

Abstimmung: Ja: 8, Nein: 1, Enthaltungen: 4

Beschlussempfehlung:

 

Es wird empfohlen, dem TuS Blau-Weiß Lohne e. V. für die Umwandlung von 2 Rasen- in Kunstrasenplätzen im Heinz-Dettmer-Stadion auf der Grundlage der eingereichten Baupläne und Kostenberechnungen einen Festbetragszuschuss in Höhe von 680.000,00 € zuzüglich 20.000,00 € für die Pflegegeräte im Jahre 2008 zu gewähren. Zusätzlich wird eine Bürgschaft in Höhe von 150.000,00 € für ein Darlehn übernommen. Der Zuschussbetrag ist im Nachtragshaushalt des Jahres 2008 zu finanzieren. Den außerplanmäßigen Ausgaben wird zugestimmt.


Sachverhalt:

 

Die im Heinz-Dettmer-Stadion an der Steinfelder Straße befindlichen 5 Plätze, davon 3 (2) Spiel- und 2 (3) Trainingsplätze, reichen nach Angaben des Vereins schon seit längerer Zeit nicht aus, um für die 42 Jugend- und 6 Erwachsenenmannschaften (rd. 820 Mitglieder) einen geregelten Trainings- und Spielbetrieb zu ermöglichen. Aus diesem Grunde wurde der Trainings- und Spielbetrieb schon teilweise auf andere Sportanlagen (Gymnasium, Sportanlage Adenauerring, Grünfläche hinter dem Kindergarten St. Stefan, Brüder-Grimm-/Franziskus-Schule) ausgelagert. Auch mit diesen „Außenstellen“ sind die Kapazitäten insgesamt nicht ausreichend, wobei die vielen Außenstellen einem Vereinsleben nicht förderlich sind. Zu berücksichtigen ist auch, dass viele der insgesamt 48 Mannschaften in der Woche mehrere Trainingseinheiten durchführen und in den „Außenstellen“ kein Flutlicht vorhanden ist. Ein insgesamt durch zurückgehende Kinderzahlen zu erwartendes Absinken der Anzahl der Mannschaften wird durch einen Boom bei den Mädchenmannschaften voraussichtlich mehr als kompensiert.

 

Schon seit mehreren Jahren gibt es Überlegungen, das Sportzentrum an der Steinfelder Straße um weitere Sportflächen zu erweitern. Planungen im Bereich der unmittelbaren Nähe zum Stadion sind aus verschiedenen Gründen (natur- und landschaftsschutzrechtliche Vorschriften, hohe Kosten) fallen gelassen worden. Erweiterungen und Verbesserungen der Spielflächensituation sind daher im Bereich des vorhandenen Sportgeländes zu suchen.

 

Vom TuS Blau-Weiß Lohne ist nunmehr vorgesehen, die Plätze 2 und 5 im Stadion von Rasen in Kunstrasen umzuwandeln. Hierdurch ist es möglich, den bisher allein für Punktspiele reservierten Platz 2 für den Trainingsbetrieb zu nutzen und auf dem bisher ausschließlich für Trainingszwecke nutzbaren Platz 5 zusätzlich Jugendspielbetrieb (bis einschl. E-Jugend) durchzuführen. Bei der Größe des Platzes 2 können dort gleichzeitig mindestens 2 Mannschaften Trainingseinheiten durchführen. Da auch entsprechende Flutlichtanlagen geplant sind, wird sich die Anzahl der möglichen Nutzungsstunden der Stadionanlage entscheidend erhöhen.

 

Eine erweiterte Kostenberechnung des Büros Schürmann, Bielefeld, die über DIN 276 hinausgeht, ergibt folgende Einzelkosten:

 

 

Platz 2

LIGA Turf

Neugummi Bion Pro

Platz 5

LIGA Turf

Neugummi Bion Pro

Vorarbeiten, Erdarbeiten

95.300,00

19.000,00

Ver- und Entsorgung

36.994,50

16.557,50

Pflasterflächen Platz / Hauptweg

47.840,50

3.675,00

Kunstrasen Sand / Neugummi

347.375,00

145.312,00

Flutlichtanlage

45.920,00

18.000,00

Einrichtungen (Ballfanggitter)

32.240,00

39.835,00

Sonstiges

11.400,00

1.950,00

Honorar, Vermessung, Bodengutachten usw.

63.000,00

24.000,00

Summe netto

680.070,00

268.349,50

 

 

Platz 2 und Platz 5 gesamt

948.419,50

+ 19 % Mehrwertsteuer

   180.199,71

 

1.128.619,21

+ Pflegegeräte                                          ca.

    30.000,00

Gesamt

1.158.619,21

 

Das Büro Schürmann hat in den letzten Jahren verschiedene Kunstrasenanlagen geplant und realisiert und auf Nachfrage erklärt, dass der Kostenberechnung realistische Preise zugrunde liegen und insgesamt knapp kalkuliert wurde. Eine Kostenüberprüfung durch das Tiefbauamt lässt geringere Kosten bei den Erdarbeiten erwarten. Insgesamt ist eine Beurteilung schwierig, da entsprechende Erfahrungswerte fehlen. Die Lebensdauer der Anlagen wurde bei guter Pflege mit rd. 20 Jahren angegeben. Bei dem empfohlenen Einbau von „Neu-Gummi“ statt „Recyling-Gummi“ (Mehrkosten für beide Plätze rd. 38.000,00 €) entfällt eine insgesamt teuere notwendige Beregnungsanlage.

 

In den Sportförderrichtlinien ist bei Investitionen ein Zuschuss in Form eines Festbetrages auf der Grundlage einer Kostenschätzung bzw. Kostenberechnung vorgesehen, die beim TuS Blau-Weiß Lohne aufgrund des Vorhaltens mittelzentraler Sporteinrichtungen mit 66 ⅔ % festgelegt ist. Abweichend hiervon könnte auch eine Anteilsfinanzierung auf der Grundlage der tatsächlich vorgenommenen Zahlungen mit einer identischen Förderquote und einer maximalen Obergrenze angewandt werden.

 

Vom Verein wird jedoch ein Festbetragszuschuss bevorzugt und auf der Grundlage der Kostenberechnung in Höhe von 750.000,00 € beantragt. Hinzu kommt eine Förderung der notwendigen Pflegegeräte in Höhe von 20.000,00 €. Weiter wird eine Bürgschaftsübernahme in Höhe von 150.000,00 € benötigt. Insgesamt ergibt sich damit folgende Finanzierung:

 

Baukosten lt. Kostenberechnung

des Büros Schürmann

1.128.619,21 €

Pflegegeräte

     30.000,00 €

 

1.158.619,21 €

Zuschuss Stadt Lohne

770.000,00 €

Darlehen

150.000,00 €

Eigenmittel/Sponsoren/Spenden/Bandenwerbung

   238.619,21 €

 

1.158.619,21 €

 

Vom Verein wurde auf Nachfrage angegeben, dass eine Vorsteuerabzugsberechtigung nur in einem geringen Umfang besteht und ein Zuschuss von anderer Stelle (LSB) nur in unerheblicher Höhe zu erwarten ist. Diese Beträge werden vom Verein den Eigenmitteln zugerechnet. Hierzu wird noch eine schriftliche Stellungnahme des Sportvereins erwartet.

 

In der Vergangenheit sind vergleichbare Projekte von Vereinen im Wege der Festbetragsfinanzierung gefördert worden. Entsprechend sollte bei diesem Antrag verfahren werden. Insgesamt dürfte bei einer Investitionssumme von rd. 1,1 Mio. € noch Einsparungspotenzial vorhanden sein. Der Festbetragszuschuss sollte daher auf 680.000,00 € für die Baukosten und 20.000,00 € für die Pflegegeräte begrenzt werden.

 

Die Übernahme einer Bürgschaft als Sicherheit für ein Darlehn ist nach den Sportförderrichtlinien vorgesehen. Das Sportgelände befindet sich im Eigentum der Stadt Lohne. Von der Stadt Lohne werden Darlehn nicht gewährt.

 

Der Zuschuss ist im Nachtragshaushalt 2008 zu finanzieren und erfordert voraussichtlich eine zusätzliche Rücklageentnahme.

 

Nach der verwaltungsseitigen Erläuterung der Vorlage entwickelte sich eine umfangreiche Diskussion. Von einem Vertreter der Mehrheitsfraktion wurde auf eine fehlende Bedarfsanalyse verwiesen und kritisiert, dass mit der Umwandlung von Platz 2 in einen Kunstrasenplatz vorhandenes Vermögen im Wert von ca. 150.000,00 € vernichtet wird. Weiter wurden künftige Entsorgungskosten von ca. 80.000,00 € bei einem Austausch des Kunstrasenplatzes nach ca. 15 Jahren und ca. 250.000,00 € für die Neuanlegung genannt. Unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten ergeben sich nach Berechnung dieses Ausschussmitgliedes für einen Kunstrasenplatz Kosten in Höhe von 14,00 €/m². Wegen der vorhandenen Bäume zwischen Platz 1 und Platz 2 wurde Platz 2 als nicht ideal für einen Kunstrasenplatz eingestuft. Als weiterer Kritikpunkt wurde eine Ungleichbehandlung zwischen den Sportvereinen in der Stadt Lohne genannt.

 

Es wurde beantragt, statt der vorgesehenen zwei nur einen Kunstrasenplatz auf dem Sportgelände anzulegen und auf einer Kostenbasis von 680.000,00 € einen Festbetragszuschuss von 450.000,00 € zu gewähren. Weiter sollte der Verein verpflichtet werden, aus den eingesparten Unterhaltungskosten zwischen einem Rasenplatz und einem Kunstrasenplatz eine jährliche Rücklage von 20.000,00 € zu bilden um hieraus später anfallende Entsorgungs- und Neuanlegungskosten zu finanzieren.

 

Von der Verwaltung wurde auf einen vorliegenden Platzbelegungsplan, auf die generell begrenzte Aussagekraft solcher Aufstellungen verwiesen und weiter ausgeführt, dass im künftigen Neuen Kommunalen Rechnungswesen diese Investition des Vereins in der Bilanz der Stadt Lohne als Vermögen aufgeführt wird.

 

Von Bürgermeister Niesel wurde die Wetterabhängigkeit eines Rasenplatzes, auf die zu erwartende künftige Mitbenutzung von Schulen (Ganztagsschulen), vermehrte Trainingsmöglichkeiten durch einen Kunstrasenplatz auf Platz 2, durch neue technische Entwicklungen günstigere Entsorgungs- und Neuanlegungskosten, die Wichtigkeit des Vereins für die Stadt und die Bedeutung einer mittelzentralen Sportanlage für die Stadt Lohne hervorgehoben. Bezüglich der Förderung der anderen Sportvereine in der Stadt wurde auf die großzügigen Zuschussgewährungen in den vergangenen Jahren eingegangen.

 

Weitere Ausschussmitglieder sprachen sich aus verschiedenen Gründen (Präventionsarbeit des Vereins, Bedeutung des Ehrenamtes) für den Antrag des Sportvereins aus.

 

Der vorstehend genannte Antrag wurde mit 5 Ja- und 8 Neinstimmen abgelehnt.