Beschluss: zur Kenntnis genommen

Zu diesem Tagesordnungspunkt begrüßte der Vorsitzende Herrn Landschaftsarchitekten Matthias Kolhoff und Frau Landschaftsarchitektin Nena Gerdes vom Büro Kolhoff Landschaftsarchitekten, Vechta.

 

Die Verwaltung erläuterte, dass mit dem Gestaltungskonzept für die Fußgängerzone in Lohne eine Aufwertung der öffentlichen innerstädtischen Flächen und die Weiterentwicklung des Freiraumangebotes erfolgen soll. Die Innenstadt soll sich wieder zum Ort der Begegnung und des Verweilens sowie als einladender Treffpunkt aller Generationen entwickeln. Im Rahmen des Gestaltungswettbewerbes „Innenstadt Lohne“ hat das Bewertungsgremium vorgeschlagen, dass das Büro KOLHOFF Landschaftsarchitekten mit der Freiraumgestaltung für die Innenstadt beauftragt wird. Der Verwaltungsausschuss hat sich der Entscheidung angeschlossen. Erste Verbesserungsvorschläge und weitere Ideen für das Gestaltungskonzept Innenstadt hat der Arbeitskreis zusammen mit dem Landschaftsplanungsbüro KOLHOFF Landschaftsarchitekten am 01. März 2023 bei einem Abstimmungstermin bereits bearbeitet, im vorgestellten Entwurf sind diese aber noch nicht umgesetzt.

 

Bevor die detaillierte Ausarbeitung der Gestaltungsideen erfolgt, sollen weitere Ideen und Hinweise aus der Lohner Bevölkerung, von den Grundstückseigentümern und dem Handel ermittelt und ergänzt werden. Dazu wird u.a. eine Onlinebeteiligung auf dem Beteiligungsportal www.zukunft-lohne.de vom 14.06.2023 bis zum 31.07.2023 durchgeführt. Weiter sind zwei Beteiligungsworkshops mit jeweils Grundstückseigentümern und mit Dienstleistern, Gastronomen und Handel sowie eine Vor-Ort-Beteiligung vorgesehen.

 

 

Anhand einer Präsentation erläuterte Kolhoff seinen eingereichten Entwurf zur Neugestaltung und Neustrukturierung der Lohner Fußgängerzone. Diese umfasst verschiedene spezielle Herausforderungen, die der vorliegenden Planung als Leitgedanken zugrunde liegen:

 

Verknüpfung der einzelnen Teilbereiche

Vermeidung von Nutzungskonflikten

Ökologische Aufwertung der Fußgängerzone

(Wirtschaftliche) Wiederbelebung der Fußgängerzone

Nachhaltiger Umgang mit der Ressource Wasser Verknüpfung der einzelnen Teilbereiche.

 

Die städtebauliche Trennung der einzelnen Projektbereiche erfordert eine einheitliche Gestaltung, die einen thematischen Zusammenhang der jeweiligen Innenstadtareale herstellt. Aus diesem Grund weisen alle Bereiche denselben, für Lohne typischen, hochwertigen Klinkerbelag auf. Der vorhandene Klinker wird dabei hinsichtlich Beschädigungen begutachtet und, soweit erforderlich, ersetzt, bzw. ergänzt. Bänderungen aus einem kunstharzgebundenem Splitt sorgen, durch die wasser- und luftdurchlässige Struktur für Entsiegelungen und fungieren in Kombination mit einer Einfassung aus Naturstein wie ein Roter Faden, der sich in unterschiedlichen Ausprägungen in allen Teilbereichen der Innenstadt wiederfindet:

 

Marktplatz, Marktstraße und Keetstraße.

 

Der Marktplatz bildet den zentralen Anlaufpunkt der Lohner Fußgängerzone. Hier finden sich die entsiegelten Streifen als großflächige Interpretation, mit schattenspendenden Großgehölzen, interessanten Holzpodesten, Spielgeräten und einem Fontänenfeld ausgestattet, als Hauptelement wieder und vereinen sichtbar Grünanteil, Aufenthalt und Außengastronomie miteinander. Das Fontänenfeld ersetzt den bestehenden Brunnen und besticht vor allem durch einen hohen Unterhaltungs- und Spielwert. Variable Fontänenhöhen und -beleuchtung machen es zu einem besonders unterhaltsamen Anziehungspunkt auf dem Marktplatz. Eine Erhaltung des Brunnens und Integration dessen in den Streifen wäre jedoch ebenso denkbar. Durch die Anordnung der Außengastronomie auf bzw. angrenzend an diesen Bereich, wird diese wie selbstverständlich Bestandteil der Platzgestaltung und unterstützt den Aufenthaltscharakter des Marktplatzes und dessen Qualität als Treffpunkt Lohnes. Einer der beiden entsiegelten Streifen setzt sich in gleicher Funktion als verbindendes Element in südwestlicher Richtung in die Keetstraße fort. Auch hier vereint er die grundlegenden Funktionen einer Innenstadt in Form von Sitzgelegenheiten, Grünanteil und freigehaltenen Wegedurchlässen. In diesem Bereich werden auch Fahrradparker ergänzt. In der nordöstlichen Marktstraße und in der Keetstraße setzen sich die Streifen als einzelne Elemente fort und bieten auch hier Raum für Ausstattung und Grün.

 

Meyerhof.

 

Der Meyerhof wirkt durch seine, von Gebäuden umbaute Lage besonders geschützt und weist ein hohes Potential in Bezug auf Aufenthaltsqualität auf. Dieser Eigenschaft folgeleistend finden sich auf drei entsiegelten Streifen mobile Hochbeete mit unterschiedlichen Sitzgelegenheiten. Gehölze sorgen in den Sommermonaten für Schatten und erhöhen die Aufenthaltsqualität in der Mittagspause. So entsteht mitten im Innenstadtgefüge ein ruhiger Treffpunkt mit hohem Grünanteil, der zum Verweilen einlädt. Um die multifunktionale Nutzbarkeit der Fläche zu erhalten, sind die Hochbeete transportabel und können zur Seite gefahren werden. Auf diese Weise kann der Meyerhof bei Veranstaltungen auch weiterhin als zusätzlicher Parkplatz oder für kleine Events in privaterer Atmosphäre genutzt werden.

 

Pierre-Braun-Platz.

 

Der Pierre-Braun-Platz bleibt aufgrund seiner zentralen Lage und guten Erreichbarkeit auch zukünftig als Parkplatz erhalten. Durch die Neuordnung der Stellplätze wird hier jedoch der Grünanteil auf der Fläche deutlich erhöht, ohne die vorhandene Anzahl der Parkbuchten zu reduzieren.

 

Kirchplatz.

 

Aktuell ist der Kirchplatz mit einem hochwertigen Natursteinmaterial ausgestattet. Um die großflächige Versiegelung dieses Areals zu reduzieren, werden auch hier in Teilbereichen wasserdurchlässige Streifen eingebracht. Ihre Anordnung richtet sich nach der Lage der alten Bestandsgehölze, die erhalten werden. Ergänzt werden Sie durch Neupflanzungen, die ebenfalls in Streifen integriert werden; die entnommenen Natursteine werden in gesägter Form in den anderen Bereichen der Innenstadt als Begrenzungslinien der Streifen sowie auf dem Marktplatz als zentraler Weg durch die Funktionsfläche wiederverwendet. Durch die Anordnung der gleichen Sitzelemente wie auf dem Marktplatz, wird nicht nur der thematische Innenstadtbezug unterstützt, sondern auch Aufenthalt für wartende Gottesdienstbesucher, Hochzeiten oder eine kurze, zufällige Unterhaltung auf dem Kirchplatz geschaffen. Die Beetflächen östlich der Kirche werden zu einer zusammenhängenden Vegetationsfläche verbunden und ebenfalls mit Sitzelementen und schattenspendenden Gehölzen ausgestattet, wodurch der Bereich strukturierter wirkt. Der Übergang zum Alten Rathaus wird großzügig geöffnet, um eine deutlichere Sichtachse zur Gastronomie herzustellen. Eine Abgrenzung durch Heckenelemente besteht lediglich zum Parkplatz.

 

Parkplatz am Alten Rathaus.

 

Der Parkplatz am Alten Rathaus, bleibt in seiner bisherigen Struktur erhalten. Lediglich der Belag wird durch Klinker und versickerungsfähiges Rasenfugenpflaster ersetzt.

 

Rixheimer Platz.

 

Durch die ungewöhnliche, konisch zulaufende Form des Rixheimer Platzes und der bisherigen Anordnung der Parkbuchten bleibt viel Raum ungenutzt. Eine Begradigung an der östlichen Seite ermöglicht die Anlage einer großzügigen Grünfläche, ohne die Funktion des Areals als Parkplatz maßgeblich einzuschränken. Auf diese Weise entsteht nicht nur ein funktionierender Parkplatz mit beidseitigem Fußweg, sondern zudem ein grünes Entrée für den Kirchplatz. Insgesamt sorgen einheitliche, hochwertige Belagsmaterialien und immer wiederkehrende Elemente für eine zusammenhängende Gestaltung und ein harmonisches Gesamtbild der Lohner Innenstadt. Um die Eingänge dieser hervorzuheben und eine intuitivere Orientierung (z.B. am Eingang Brinkstr./ Kirchweg) zu gewährleisten, werden Edelstahlplatten mit entsprechender Gravur und richtungsweisenden "Gänsefüßchen" aufgebracht (s. Eingangselement).

 

Vermeidung von Nutzungskonflikten

Durch die Frequentierung der Fußgängerzone durch Nutzer mit unterschiedlichsten Ansprüchen, entsteht zwangsläufig ein hohes Konfliktpotenzial. Um diesem entgegen zu wirken, bedarf es einer besonders emphatischen Planung, die die Interessen Aller berücksichtigt und vereint. So wäre es möglich, um an Markttagen das Gedränge auf dem Marktplatz zu entzerren und der Gastronomie an diesen besucherreichen Tagen mehr Raum zu geben, den Markt zum größten Teil auf den Rixheimer Platz zu verlegen.

 

Ökologische Aufwertung der Fußgängerzone

Mittels der Entsiegelung von Teilbereichen, durch die Anlage der wasser- und luftdurchlässigen Streifenelemente und Beetflächen sowie die Ausführung aller Parkbuchten mit versickerungsfähigem Rasenfugenpflaster, kann das anfallende Niederschlagswasser über ein Rigolensystem größtenteils dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden. Auf diese Weise wird nicht nur das Kanalsystem entlastet, sondern auch ein Beitrag zur Grundwasserneubildung geleistet. Die alten Bestandsbäume auf dem Kirchhof sowie auf dem Marktplatz werden erhalten und in die Gestaltung integriert. Auch in den Randbereichen und Übergängen sollen Gehölze erhalten bleiben. Außerdem werden im Zuge der Neugestaltung zahlreiche Gehölzneupflanzungen verschiedener, heimischer Gehölze mit hohem ökologischen Wert vorgenommen. Durch die Pflanzung unterschiedlicher Arten wird zudem die Biodiversität in der Fußgängerzone erhöht. Großzügige Wurzelräume nach dem Prinzip der "Schwammstadt" sichern langfristig Wachstum und Vitalität der Gehölze. Auf diese Weise wird nachhaltig attraktives Grün in die Lohner Innenstadt gebracht. Neben den Gehölzen, tragen auch artenreiche, insektenfreundliche Staudenpflanzungen zu einer ökologischen Aufwertung des gesamten Innenstadtbereiches bei.

 

(Wirtschaftliche) Wiederbelebung der Fußgängerzone

Durch die Umwandlung der Lohner Innenstadt in ein grünes Areal mit interessanten Ausstattungselementen und attraktiven Anlaufpunkten, kommt der Fußgängerzone eine ganz neue Funktion im Gemeindegefüge zu - die eines Treffpunktes für alle Altersgruppen. Vorhandene Gastronomie wird fest in die Gestaltung integriert. Ihr wird als besonders zukunftsfähiges Gewerbe bewusst Raum im Innenstadtgeschehen eingeräumt. Kommunikative Aufenthaltsorte für kleinere oder größere Gruppen, gut einsehbar positionierte Spielgeräte und Wasser als generationsübergreifender Anziehungspunkt machen die Fußgängerzone - auch losgelöst von Veranstaltungen - zu einem Anziehungspunkt für alle Altersgruppen. Die Wiederbelebung der Lohner Innenstadt mit Besucher*innen zieht auch eine ökonomische Wiederbelebung nach sich. Dies sind Zwei Effekte, die sich auf Grundlage der hier dargestellten Interpretationen von Nachhaltigkeit gegenseitig bedingen und eine zukunftsfähige, resiliente neue Fußgängerzone für Lohne entstehen lassen.

 

 

Beratungsverlauf:

 

Von einem Ausschussmitglied wurde angemerkt, dass insbesondere die Umgestaltung des Marktplatzes auf großen Widerstand stoßen werde, zudem fehle in der Planung die Überleitung in den Bereich Hofstelle Küstermeyer/FAMILA.

 

Die Verwaltung erläuterte, dass für den Bereich Hofstelle Küstermeyer/FAMILA weiterhin von der Bünting-Gruppe der „Masterplan FAMILA“ erarbeitet werde. Zudem plane die Stadt ein städtebauliches Entwicklungskonzept für den Bereich Keetstraße/Achtern Thun. Diese Planungen seien weitgehend unabhängig von dem heute vorgestelltem Gestaltungskonzept Innenstadt. Zudem sei man mit dem vorgestellten Gestaltungskonzept in einem frühen Stadium der Ideensammlung.

 

Dem wurde von dem Ausschussmitglied widersprochen und ein zusammenhängendes Gesamtkonzept gefordert.

 

Ein Ausschussmitglied kritisierte die Planung mit dem Hinweis, dass die Ideen aus dem Arbeitskreis „Innenstadtgestaltung“ nicht hinreichend berücksichtigt wurden.

 

Bürgermeisterin Voet führte aus, dass mit dem heutigen Gestaltungskonzept die ersten Ideen/Entwürfe des beauftragten Büros vorgestellt würden. Die im Arbeitskreis favorisierten Ideen werden in dieses Konzept einfließen, es könnten jedoch nicht in jedem Zwischenschritt neue Pläne erstellt werden, zumal mit Bürgerbeteiligung und Workshops weitere Ideen zu erwarten sind. Entscheidend sei es, am Ende ein Gestaltungskonzept vorzustellen, das umgesetzt werde.

 

Ein Ausschussmitglied befürwortet die Entfernung des Brunnens EGOLohne, sprach sich jedoch gegen die Entfernung der Mauer beim Haus Uptmoor aus.

 

Bürgermeisterin Voet führte auf entsprechende Anfrage aus, dass die Kirche im Rahmen des Arbeitskreises „Innenstadtgestaltung“ an der Gestaltung des Kirchenvorplatzes eingebunden ist.

 

Die Verwaltung erläuterte, dass der Meyerhof in Privatbesitz sei, gleichwohl handele es sich um eine öffentlich gewidmete Verkehrsfläche.

 

Ein Ausschussmitglied begrüßte die Einbeziehung der „Lohner Gans“ in die Eingangsbereiche des Stadtkerns und sprach sich dafür aus, das Motiv deutlicher darzustellen.